Die Anfänge des Kupferbergbaus in Falun liegen ziemlich im Dunkeln. Am Beginn stand eine Art bäuerlicher Tagebau, bei dem Kupfer in kleinen Meilern aus dem reichhaltigen, oberflächlich auffindbaren Erz geschmolzen wurde. Das gesamte Gebiet um die „große Grube“ ist zum Weltkulturerbe erklärt worden (Unesco), da hier die Industrialisierung auf allen Stufen nachvollziehbar ist. Zahllose Relikte aus unterschiedlichen Zeiten machen einen Besuch zum Erlebnis.

Die Geschichte der roten Farbe ist in ihren Anfängen ebenso nebulös wie die des Kupferbergbaus, auf jeden Fall ist sie mindestens vierhundert Jahre alt. Zunächst wurde der anfallende Schlamm aus dem Bergwerksbetrieb genutzt, gewissermaßen der Dreck, der beim Steinebrechen übrigblieb. Schnell hatte man herausgefunden, dass durch Brennen, bereits bei niedrigen Temperaturen, aus dem gelblichen Eisenocker eine schöne rote Farbe entstand. Ich vermute, dass dieser Vorgang beim Aufheizen der Stollenwände (ein damals übliches Verfahren zur Lockerung des Gefüges) zufällig beobachtet wurde. Das Anrühren des Pigments mit Grubenwasser ergab (wegen der Vitriolanteile und den pigmenteigenen Metallanteilen) eine sehr haltbare und holzschützende Farbe. Eine Kombination mit Holzteer war damals üblich und prägt bis heute das Bild einiger historischer Holzbauten.

Später entstanden Rezepturen mit Leinöl als zusätzlichem Bindemittel und Roggen- sowie Weizenmehl als Emulgator und Füllstoff. Das traditionelle Farbkochen für den Eigenbedarf wurde nach und nach von kleinen Farbenfirmen übernommen. In den ersten Fertigfarben wurde manchmal Formalin zugesetzt (als Topfkonservierer), seit dem Wissen um seine Schädlichkeit wird darauf aber verzichtet.

Dem Bergwerk wurde schon früh eine eigene Farbenproduktion angegliedert, der einzige Betriebsteil, der heute noch wirtschaftet. Das Bergwerk wurde vor fast zehn Jahren wegen Unwirtschaftlichkeit stillgelegt, nur ein kleiner Teil wird als Schaubergwerk weiterbetrieben. Die Farbenproduktion hat derzeit auf ihrem Gelände einen Rohstoffvorrat für rechnerisch achtzig Jahre gelagert, gegebenenfalls kann das Bergwerk auch wieder geöffnet werden. Es handelt sich hierbei um weitgehend „taubes“ Gestein mit unrentablem Metallgehalt. Dieser Abraum lagert bis zu fünfzig Jahre im Freien um zu verwittern. Das relativ weiche Erz zerfällt dabei größtenteils zu krümeligen Brocken von gelblichem Aussehen.

Diese werden mit einem Radlader eingesammelt und über ein Förderband in eine rotierende Schlämmtrommel verbracht. Dort poltert das Material hindurch und wird am Ende fein gesiebt, grobe Stücke wandern zurück auf die Halde, wo sie wieder einige Jahrzehnte verwittern dürfen. Die Schlämme wird in riesigen Becken gelagert, von denen aus das Wasser langsam in den Berg zurücksickert. Dieses Brechen und Schlämmen ist die Sommerarbeit, die Halden sind dann schneefrei und weich und es kann ein Jahresvorrat angelegt werden. Das spätere Brennen findet dann im Winter statt.

In einem gut zehn Meter langen Drehofen (ähnlich wie in einem Kompostwerk) wird die vorgetrocknete Schlämme erhitzt (Ölfeuerung). Das Faluner Werk produziert nur rotes und braunes Pigment. Die Gelbproduktion wurde wegen mangelnder Wetterbeständigkeit wieder eingestellt, Schwarz wird in einem alten Hochofen gebrannt, wo höhere Temperaturen erzielt werden können. Die unterschiedlichen Farbtöne entstehen aus dem selben Material bei verschiedenen Temperaturen – zunächst gelb, ab 150°C hellrot, dann dunkelrot, braun und schließlich bei 800°C schwarz. Aus dem Endbereich des Ofens wird stündlich eine Probe gezogen, um per Sichtvergleich (die Probe wird gemörsert und aufgerieben) den Farbton zu kontrollieren.

Das grobe Brenngut (bröckelige Stückchen bis zu Walnussgröße) kommt anschließend in eine Kugelmühle, wo es grob gemahlen wird. Das Falunrot-Pigment erreicht dabei keineswegs die Feinheit heute üblicher Pigmente, sondern bleibt relativ grob, was allerdings die Qualität eines relativ dickschichtigen Anstriches positiv beeinflusst (zwischen den Eisenoxiden finden sich gröbere Silikataneile, gewissermaßen ein inhärenter Füllstoff mit guter Wetterbeständigkeit). Das Pigment wird zu 25 kg und in Bigpacks abgesackt und lagert außerdem in Silos.

Die sieben schwedischen Falu Röd-Hersteller (neben dem Faluner Betrieb) beziehen das Pigment per Tankwagen. Die Faluner Pigmentproduktion baut zurzeit ein Klärwerk zur Abwasserreinigung, da die Produktionswässer (es wird nur mit Grubenwasser gearbeitet, das zum Erhalt des Schaubergwerkes abgepumpt werden muss) ab 2008 nicht mehr ungereinigt in den Berg zurückgeleitet werden dürfen.