Ein Themenblatt das fünf Minuten Lesezeit Wert ist / Kreidezeit Anwendungsdenken

Anstriche sind jener Gebäudeteil, der als erstes an Alterung leidet. Oberflächen sind mechanischen und chemischen Angriffen ausgesetzt, sie werden dadurch verändert und hier wird jede Veränderung zuerst sichtbar! Wesentliche Faktoren sind die UV Einstrahlung, die Auswirkungen von Feuchtigkeit und thermische Faktoren wie Aufheizung und Frost. Allen Faktoren muss bei der Farbauswahl Rechnung getragen werden, aber auch die Wartung und Pflege eines Gebäudes sind dabei sehr wichtig. Anstriche sind oft ein Oberflächenschutz, aber sie sind auch ein Teil des Gebäudes und brauchen ihrerseits Pflege.

Nicht selten stehen wir vor Oberflächen, die uns nicht gefallen, sie sind nicht mehr schön. Diese Schrift wird diesen Eindruck vertiefen und differenzieren. Erst wenn wir genau beobachten und überlegen was wir da genau sehen, können wir über Abhilfe nachdenken. Die Beschaffenheit einer Oberfläche, sowie der Standort sind entscheidend für ihre Lebensdauer. Natürlich muss das Anstrichmittel zum Untergrund passen und seiner Funktion angemessen sein, beispielsweise bei einer Holzfassade auf dem gegebenen Holz gut haften und wetterfest sein. Glätte, Rauigkeit oder Dichtigkeit sind nur einige Faktoren die hier eine Rolle spielen. Abblätterungen, Abkreiden oder sonstige Auflösungserscheinungen sollen hier nicht das Thema sein. Es geht um die „normale“ Alterung.

Verschmutzungen beginnen sofort ab Fertigstellung jedes Objekts. Schmutz ist ein weites Feld, reden wir in erster Linie von Stäuben, sie sind so vielfältig wie die Umgebungsluft. Abgelagert werden meist Feinstäube aus dem Verkehr, der Landwirtschaft und der Industrie. Im Einzelfall gilt es die Umgebung zu untersuchen. Besonders Ruß ist sehr fein, etwas klebrig und neigt zur Zusammenballung. Kleine schwarze Pünktchen auf Anstrichen sind oft Rußpartikel, die sich nach mehrmaligem Feuchtewechsel (Regen-Trocknung)zusammengeballt haben.

Frischer Schmutz läßt sich meist leicht entfernen. Abstauben oder Waschen sind Tätigkeiten über die wenig nachgedacht wird, kein Auto sieht nach einem halben Jahr ohne Wäsche noch neu aus! Auch Fensterputzen gehört zu unseren kulturellen Errungenschaften wie eine Glasscheibe. Jede Hausfrau weiß, das nicht nur die Glasfläche, sondern auch der Rahmen gereinigt werden sollte. Geschieht dies regelmäßig, haben wir lange Freude an unserer schönen Aussicht. Geschieht es jedoch einmal über längere Zeit nicht, beginnt der Ärger:

Schmutz altert nämlich nicht mit dem Ergebnis, dass er irgendwann abfällt (das ist die Ausnahme), sondern er verhärtet sich, inkrustiert oft, wird zunehmend schwerer löslich, stellt einen Nährboden für vielerlei Organismen dar und ist somit aller Übel Anfang. Die Oberfläche wird rauer, hält ihrerseits Schmutz besser fest, Feuchtigkeit wird länger zurückgehalten, und begünstigt damit den Bewuchs. Schmutz auf Oberflächen ist der Beginn der Kompostierung, um es einmal drastisch auszudrücken.

Biofilme nach einem Jahr

Frischer Schmutz kann in der Regel mit Wasser abgewaschen werden, oft hilft ein kleiner Zusatz von Seife (z.B. Marseiller Seife) um die Verschmutzungen leichter zu lösen. Mit weichen Bürsten kann die Reinigung effektiver gestaltet werden, nachspülen entfernt Schmutzreste. Die Oberfläche sieht wieder schön aus und trocknet schnell. Hartnäckigere Verschmutzungen, und das sind immer alle älteren Anhaftungen, müssen mit mehr Aufwand entfernt werden. Im Extremfall hilft nur noch ein Scheuermittel und eine härtere Bürste, dann geht natürlich auch ein Teil vom Anstrich mit verloren. Am Ende stehen wir wieder vor dem unbehandelten Untergrundmaterial, welches in der Regel nicht mehr neuwertig ist, sondern seinerseits bereits angegriffen wurde.

Verschmutzungen können wir nur durch Pflege begegnen, das heißt durch regelmäßige Reinigung. In der Regel sind neuere Oberflächen leichter zu reinigen als jene, die bereits einen Alterungsprozess hinter sich haben. Bewuchs ist eine Steigerung der Verschmutzung, sie ist die Belebung der Oberfläche. Was als Biofilm beginnt, einer Kombination von Bakterien und Algen, steigert sich über Flechten und Moose zu Pionierpflanzen. Dass am Ende aus einem Gebäude ein Wald wird, spricht eigentlich für seine ökologische Qualität, allerdings wollen wir es ja zuvor für eine angemessene Zeit nutzen.

Auch hier liegt das Geheimnis in der Pflege, verhindern wir den Biofilm, entsteht auch kein weiterer Bewuchs. Die Grundlage allen Lebens ist Wasser, wenn Bewuchs also Feuchtigkeit speichert verhindert er die schnelle Trocknung von Oberflächen, es entsteht ein circulus vitiosus. Der Versuch Bewuchs mit Bioziden zu verhindern ist äußerst fragwürdig und nur kurzzeitg wirksam. Biozide wirken nur wenn sie auch zur Verfügung stehen (das heißt vor allem wasserlöslich in das entstehende Leben eindringen können), damit sind sie aber zugleich auch der Abwitterung ausgesetzt. Zweifellos sind sie also aus dem neuen Anstrich heraus wirksam, aber ein erheblicher Teil entweicht in die Umgebung und damit in das Regenwasser, der andere Teil verbraucht sich, je nach Anstrichsystem, innerhalb weniger Monate. Eine ökologisch sinnvolle Problemlösung ist hier nicht zu erkennen.

Fazit:

Die Baustoffe und ihre Schutzschichten sind entscheidend für die Haltbarkeit und Langlebigkeit von Bauwerken, ihre Pflege gehört unabdingbar dazu. Ein Anstrich von dem man zehn- oder auch fünfzehnjährige Lebensdauer erwartet, wird nicht nach genau fünfzehn Jahren von der Wand fallen, sondern er beginnt, wie jedes süße Menschenbaby, vom Tage der Geburt an zu altern. Wir wünschen Ihnen ein wenig Muße zur Pflege ihrer Güter und stehen jederzeit mit Rat zur Verfügung!

Weitere Informationen im internet:

Fraunhofer Institut
www.umweltbundesamt.de